Im Jahr 2019 war in Deutschland jeder Arbeitnehmer durchschnittlich für 18,4 Tage krankgeschrieben. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Husten, Schnupfen, Heiserkeit über psychische Erkrankungen bis hin zu einem gebrochenen Arm. Knapp zwei Drittel der Krankmeldungen erstrecken sich über einen Zeitraum von höchstens einer Woche. Langwierige Erkrankungen, die eine Krankschreibung von vier Wochen oder mehr erfordern, betreffen nur ca. 9 Prozent aller Krankheitsfälle. Einige Krankheiten treten dabei besonders häufig auf.
Inhaltsverzeichnis
Hexenschuss, Bandscheibenvorfall und andere Rückenschmerzen
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems stellen den häufigsten Grund für einen krankheitsbedingten Arbeitsausfall dar: 21 Prozent aller Krankmeldungen sind darauf zurückzuführen. Zumeist sind dabei ein Hexenschuss, ein Bandscheibenvorfall oder andere Rückenschmerzen Auslöser für die Krankschreibung.
Betroffene bleiben durchschnittlich zwischen 18 und 20 Tagen pro Krankheitsfall der Arbeit fern. Bei einem Bandscheibenvorfall erfolgt eine Krankschreibung meist für vier bis zwölf Wochen – je nach Schwere der Erkrankung und Behandlungsmethode – an die sich gegebenenfalls eine mehrwöchige Reha anschließt.
Psychische Erkrankungen
Den zweithäufigsten Grund für Fehltage von Arbeitnehmern stellen psychische Erkrankungen dar. Rund 17 Prozent aller Krankheitstage sind auf Burn-out, Depressionen und Co. zurückzuführen. Im Schnitt bedeutet die Diagnose eine Krankschreibung von 38 Tagen.
Burn-out
Der Begriff Burn-out stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Ausgebranntsein.“ Es beschreibt einen Zustand emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Klassifizierung gemäß ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, deutsch.: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) handelt es sich hierbei allerdings nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern wird beschrieben als „Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung.“ Der Grund hierfür liegt darin, dass für Burnout keine einheitliche Definition existiert. Vielmehr treten verschiedene, einzelne Symptome auf.
Wie lange Arbeitnehmer bei einem Burn-out krankheitsbedingt ausfallen, hängt stark vom Schweregrad der Erkrankung ab. Regelmäßig wird eine Krankschreibung über mehrere Wochen, möglicherweise auch über mehrere Monate erfolgen.
Infektionskrankheiten
Mehr als 4 Prozent der Krankheitstage werden jährlich durch Infektionskrankheiten verursacht und führen zu einer durchschnittlichen Krankschreibung von fünf bis sechs Tagen.
Grippe/Influenza
Die Grippe (Influenza) zählt dabei zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Im Gegensatz zu einer einfachen Erkältung sind hierbei nicht nur die Atemwege, sondern der gesamte Körper betroffen.
Krankmeldungen von Arbeitnehmern erfolgen insbesondere während Grippewellen, die in Deutschland zwischen Januar und März auftreten. Eine echte Grippe dauert meist ein bis zwei Wochen an. Eine Krankschreibung aufgrund von Grippe bzw. Influenza erstreckt sich daher meist über eine Dauer von 7 bis 14 Tagen.
Das Coronavirus ist derzeit das alles beherrschende Thema. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber stellen sich in diesem Zusammenhang zahlreiche Fragen hinsichtlich der Krankschreibung bei Infektion oder Quarantäne.
Ärzte stellen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nur für den Fall aus, dass ein Patient tatsächlich krank ist. Eine Krankschreibung bei einer Coronainfektion erfolgt demgemäß nur, wenn der Arbeitnehmer Symptome zeigt, wie beispielsweise Fieber oder starken Husten. Die Dauer der Krankschreibung hängt vor allem vom Verlauf der Erkrankung ab: Bei einem milden Verlauf sind Betroffene nach ca. 14 Tagen genesen; bei schweren Verläufen erstreckt sich die Erkrankung über mehrere Wochen.
Treten bei einem Patienten hingegen keinerlei Krankheitssymptome auf, dürfen Ärzte keine AU-Bescheinigung ausstellen. Das bedeutet, selbst wenn sich der Patient als Kontaktperson eines Infizierten in behördlich angeordneter Quarantäne befindet oder sogar positiv auf Corona getestet wurde, jedoch symptomfrei ist, wird kein Krankenschein ausgestellt. Arbeitnehmer erhalten in diesem Fall durch Vorlage des behördlichen Bescheids über die Anordnung der Quarantäne weiterhin ihr reguläres Gehalt. Arbeitgeber können sich die Lohnfortzahlung wiederum als Entschädigung nach dem Infektionsschutzgesetz erstatten lassen.
Gürtelrose
Gürtelrose wird durch das Varicella-Zoster-Virus ausgelöst, welches jeder Mensch in sich trägt, der zuvor bereits einmal an Windpocken erkrankt war. Nach der Windpocken-Erkrankung bleibt der Erreger lebenslang im Körper. Wird das Virus reaktiviert, tritt Gürtelrose auf. Auslöser hierfür kann insbesondere Stress oder auch ein geschwächtes Immunsystem sein.
In Deutschland erkranken jährlich 400.000 Menschen an Gürtelrose. Die mit schmerzhaftem Hautausschlag und Hautbläschenbildung verbundene Krankheit ist hoch ansteckend und zieht daher eine Krankschreibung zwingend nach sich.
Die Dauer der Krankschreibung hängt insbesondere davon ab, wie lange der Betroffene noch ansteckend ist, aber auch der konkrete Verlauf, einzelne Risikofaktoren und die Schwere der Erkrankung haben hierauf Einfluss. In der Regel erfolgt die Krankschreibung für 5 bis 14 Tage.
Bindehautentzündung
Bei einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist die Bindehaut, eine dünne, schützende Schleimhaut des Auges, entzündet. Hervorgerufen werden kann eine Bindehautentzündung durch Allergien oder mechanische Reize, wie beispielsweise Sand im Auge; es handelt sich in diesem Fall um eine nicht-infektiöse Bindehautentzündung. Sind hingegen Bakterien, Viren oder Pilze der Auslöser, handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die ansteckend ist und daher eine Krankschreibung erforderlich macht.
Eine unkomplizierte Bindehautentzündung dauert nur wenige Tage an, sodass eine Krankschreibung zumeist für fünf bis sieben Tage erfolgt. Wird die Bindehautentzündung durch Adenoviren ausgelöst, handelt es sich um eine besonders ansteckende Form. In diesem Fall ist mit einer Krankschreibung von mindestens zwei Wochen zu rechnen.
Hand-Mund-Fuß-Krankheit
Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist eine viral bedingte, hoch ansteckende Infektionskrankheit, welche mit grippeähnlichen Symptomen einhergeht und zu Ausschlag vor allem im Mund, an Händen und Füßen führt.
Überwiegend tritt die Krankheit bei Kindern unter 10 Jahren auf, sie kann jedoch ebenso Erwachsene betreffen. Die Erkrankung ist meist nach 5 bis 10 Tagen überstanden. Demgemäß ist mit einer Krankschreibung von ähnlicher Dauer zu rechnen.